Story – „Das war schon immer so“

 In Pressemitteilung, Blogpost

Ein vielgeliebter Satz in der Kirche – nicht nur wenn es um Kerzen geht
– Innovation bei Kerzen und vielem mehr

von Ann-Christin Hohaus und Malin Olivia Soeder

Das war schon immer so – diesen Satz kennen Menschen, die sich aktiv in konfessionellen Gemeinden einbringen, nur zu gut. Jede Generation verfällt diesem Muster bei Zeiten. Oft -so scheint es mir- möchten wir damit unsere hart erkämpften Weisheiten, Prinzipien und besten Wege Lösungen zu finden, erhalten. Um uns nicht stetig neu ausrichten zu müssen legen wir also Regeln fest und versuchen andere davon zu überzeugen diesen zu folgen. Ich finde das sehr verständlich.

Was genau war eigentlich schon immer so? Es ist der traditionsreiche Gottesdienst, mit strenger Liturgie, altbekannten Liedern aus dem Gesangsbuch mit denen wir aufwachsen und welche uns das Gefühl von Geborgenheit geben. Es ist auch der Kindergottesdienst mit dem eingespielten Team, dem festem Ablauf von Lied, Bildergeschichte und Spiel oder Bastelei. Es ist der Seniorennachmittag, der sich an alle Senior*innen richtet. Oft fühlen sich dieselben Menschen von diesen Angeboten angesprochen und wir wissen nach geraumer Zeit welche Seniorin den besten Bienenstich macht. Es sind all die klassischen und bewährten Freizeitangebote von Kirchengemeinden, die nie zu wenig Mitarbeiter*innen und immer genug Teilnehmer*innen haben und an den Finanzen hakt es auch nicht.

Wie aber steht es um die Förderung von Kreativität, systemischer Teilhabe und Partizipation am Prozess? Bieten die etablierten Angebote und die interne Organisation Raum für Veränderung? Leider nicht viel überall. Dabei wäre die Öffnung von Prozessen für die vielen anstelle der immer selbigen wichtig für die Weiterentwicklung einer Gemeinde. So wie es an unserem Arbeitsplatz fatal ist, wenn der Wandel der Zeit der realen Welt, die uns umgibt nicht mitgenommen wird, so ist es auch in konfessionellen Gemeinden wünschenswert, wenn wir Gläubige den Wandel der Welt bis zu einem gesunden Maß auch in der Institution Kirche wiederfinden. Alles andere fühlt sich für mich zumindest seltsam an.

Meist ist es nicht böse gemeint, sondern unterliegt der eingangs erläuterten Natur sich nicht immer wieder neu ordnen zu müssen. Es ist nur allzu menschlich Bewährtes weiterführen zu wollen. Es sind die ansprechenden Angebote, die jeder Gemeinde am Herz liegen, aber es fehlt ihnen zuweilen an Geld, Mitarbeiter*innen oder differenzierten Teilnehmer*innen und manchmal an Herzblut und Pepp. Und dann ist da noch das Problem zwischen den Generationen und den unterschiedlichen Vorstellungen von Leben, Gemeinde und Glauben. Wir alle müssen uns hier wiederfinden und das zu schaffen ist eine herausfordernde Aufgabe für uns als Gemeinde. Wie lässt sich das alles unter einen Hut bringen? Wo fangen wir an den Einklang zwischen Moderne und Tradition zu finden und eine Umgebung für uns alle zu schaffen?

Versuchen wir den Satz „das war schon immer so“ also nicht allzu häufig zu nutzen und seien die Jüngeren, weniger erfahrenen, angehalten sich später ebenso daran zu halten. In meiner Erfahrung ist es nicht mehr das Allheilmittel darauf zu vertrauen, dass Angebote, die es schon seit Jahrzehnten gibt, nur deswegen einen Erfolgsgarant mit sich bringen. Der Erfolgsgarant sind meist Menschen, die das Projekt in ihrem Herzen tragen, darin aufgehen Angebote zu schaffen und, das ist der Knackpunkt, sich an ihre Teilnehmer*innen anpassen und trotzdem offen bleiben für all das, was kommt und geht, offen bleiben für Veränderung und Anpassung – das sag ich so leicht. Natürlich ist es das nicht. Es braucht lange Zeit, sich darauf einzulassen und den Gedanken an eine konstante Veränderung lieb zu gewinnen. Aber wenn es soweit ist, dann erleben wir Innovation, erst im Kleinen, dann im Großen. Außerdem macht es Spaß, denn man lernt neue Menschen kennen und spielt mit all den Gaben, die ein Jeder mit sich bringt. Versuchen wir also die Erfahrung und neue Ideen gleichzusetzen. Lasst uns gemeinsam Fehler machen und die besseren Argumente gewinnen.

Was ist Innovation eigentlich? – Innovation ist der Begriff, der beschreibt, wenn neue Ideen und Vorschläge Umsetzung finden und damit erfolgreich sind und sich in der Gesellschaft durchsetzen. Für Kirchen heißt das ganz konkret: neue, moderne Angebote, die zielgruppenorientiert entwickelt werden. Anhand von Sozialraumanalysen werden Angebote geschaffen, wie Social Media Andachten, Messenger Seelsorge, Gottesdienste im Fitnessstudio oder Festivals für gläubige Christ*innen aus jeder Generation mit den unterschiedlichsten Angeboten. Innovation in der Kirche ist, die Kirche “zu verlassen”, Menschen in ihrem Alltag zu suchen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen und sie zu fragen, was sie sich wünschen. Es genügt für viele von uns nicht sonntags morgens um 10 Uhr in der Kirche zu sein und auf die Besucher*innen zu warten.

Das allein sind nur Ideen zur Innovation. Die wirkliche Arbeit findet im Kopf und in den Gedanken einer*s Jeden statt, den Schalter umzulegen und Platz für Neues zu schaffen. Wenn der Schritt getan ist, folgt ein langer Atem und die konsequente Durchsetzung gegen Widerstände und den lieben Satz „Das war schon immer so“. Sind die ersten Steine ins Rollen gebracht, heißt es unbedingt – dranbleiben, vernetzen und daran glauben, dass Großes entstehen kann. Menschen, die sich in diesem Neuen nicht wiederfinden können, müssen wir erklären was vor sich geht und wie dies den Kern der Gemeinschaft in sich trägt und fortbestehen lässt. Innovation braucht Menschen die „Großes“ planen und darin vertrauen. Zuletzt bleibt für Innovation essenziell: Tatendrang und die Einstellung „Just do it“ in der Hoffnung, dass sich neue Ideen durchsetzen und gewinnbringend zeigen.

 

Über die Autorinnen

Ann-Christin Hohaus studiert Religionspädagogik und Gemeindediakonie mit Schwerpunkt Seelsorge und Gemeindewesen. Dabei befasst sie sich mit den Sinnfragen des Lebens und gemeindediakonischem Handeln. Ann-Christin Hohaus arbeitet seit Anfang 2020 als Werkstudentin für Heliotron und sorgt dafür, dass interne Prozesse optimiert und neue Impulse gesetzt werden. Zudem packt sie lang ersehnte Heliotron-Herzensprojekte an und unterstützt das Team in seinen Arbeitsprozessen.

Malin Olivia Soeder ist von Haus aus Ökonomin und arbeitet gemeinsam mit ihren Kolleg*innen daran das Unternehmen heute und in Zukunft bestmöglich aufzustellen. Als Assistentin der Geschäftsleitung arbeitet Malin strukturell in allen Bereichen mit, bringt unternehmensstrategische Projekte voran und behält dabei den Blick fürs große Ganze.

 

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